THEY CALL IT AFRICA - WE CALL IT HOME

Liebe Freunde,

 

Meine Zeit in Südafrika ist vorbei und ich bin am 26. Juli wieder in Deutschland gelandet.

Ein Jahr voller Emotionen, Erlebnissen und Erfahrungen liegt nun hinter mir und ich habe Südafrika mit einer Träne im Auge, aber auch einem Lächeln verlassen. All das was passiert ist, wird für immer bleiben und werde ich nie vergessen. 

Um noch einmal auf ein paar Erlebnisse zurückzublicken, werde ich noch einmal ein paar Worte über unseren letzten Roadtrip verlieren.
Gestartet in East London mit anderen zehn Freiwilligen, sind wir per Inlandflug in Johannesburg gelandet.

Angekommen mussten wir ca. Drei Stunden auf unsere Mietwagen warten, da wir noch einiges regeln mussten im Bezug auf Versicherungen etc. Wir hatten lange Strecken vor uns – bis zu 8 Stunden Fahrtzeit. Weiter ging es dann für eine Nacht zu Freunden von Rosa nach Pretoria, der Hauptstadt Südafrikas. Da es schon Nachts war konnten wir die Stadt leider nicht erkunden.

Am nächsten Morgen ging es in Richtung Krüger National Park, der größte Nationalpark in Südafrika. Abends angekommen haben wir den Tag mit einer netten Runde Rommé ausklingen lassen. 

Die Nacht war kurz, denn wir hatten uns vorgenommen, früh morgens am Gate des Nationalparks zu stehen. Leider waren wir nicht die einzigen, die so gedacht haben und so standen wir um halb 6 morgens im Dunkeln in einer langen Autoschlange. Der Sonnenaufgang im Krüger war dann aber umso schöner und wir haben eine 12-stündige Safari gemacht. Lange im Auto sitzen hat sich gelohnt und wir haben sehr viele Tiere sehen können, unter anderem auch Nilpferde und Nashörner. 

Den Tag darauf ging es für uns auf die bekannte Panorama Route, entlang des Krüger National Parks. Die Route ist aufgebaut in ein paar Stationen, an denen man aus dem Auto aussteigt und sich die Natur anschauen kann. Eine so schöne und einzigartige Natur habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Es war atemberaubend! Es ist schwierig, das zu beschreiben, deswegen versuche ich es erst gar nicht. Auf dem Rückweg haben wir einen kleinen Stopp bei einem berühmten Pancake-Restaurant gemacht.


Am Donnerstag, den 6. Juli 2017, ging es für uns über die Grenze von Südafrika nach Simbabwe. Wir sind extra früh aufgestanden, weil wir noch eine lange Strecke vor uns hatten. Um neun Uhr an der Grenze angekommen, sind wir erst einmal aus Südafrika ausgereist. Selbst das hat uns fast eine Stunde gedauert. 
Als es dann zur Grenze der simbabwischen Seite ging wurden wir überrumpelt von Menschen, die uns in irgendeiner Art helfen wollten. Wir müssen das ausfüllen, dann dort hin, da bezahlen, dann hier unterschreiben und dann hätten wir erst über die Grenze gedurft. Wir wussten alle nicht genau, was alles gerade passiert und es war ein totales Chaos an der Grenze. Eine gewisse Ordnung war in keiner Weise zu erkennen und so waren wir ein wenig verloren unter all den vielen Menschen. Wir haben uns letztendlich auf einen jungen Mann verlassen, der am vertrauenswürdigsten aussah. Dann wurden wir von Schalter zu Schalter geschickt, wo wir immer wieder Geld bezahlen sollten. Wir konnten keinem Vertrauen und so waren wir alle ziemlich am Boden. Beispielsweise wurde uns eine Versicherung angedreht, die man angeblich bräuchte in Simbabwe. Wir waren uns sicher, dass wir durch unsere Versicherung der Mietwagen-Gesellschaft gut abgesichert waren. Der Preis fiel, nach dem wir ihm das sagten, um 20 Euro und dann war uns klar, dass er uns nur übers Ohr ziehen wollte. Er hat gemerkt, dass wir ihn durchschaut hatten und hat sich dann dreister Weise mit dem Mann hinter dem Schalter unterhalten und so mussten wir letztendlich doch mehr bezahlen als wir eigentlich mussten. 
Als kleine Hintergrundinformation: Simbabwe ist eines der wirtschaftlich schwächsten Länder im südlichen Afrika. Korruption, Manipulation und Kriminalität sind überall. Wir wussten das. Doch alleine in den ersten Stunden in diesem Land wurden wir in dieses System integriert, obwohl wir alles versucht hatten, daraus zu kommen. Aber es war unmöglich.

Wir hatten uns vorher im Internet informiert und haben uns auf die vielen angekündigten Polizeikontrollen vorbereitet. Wenn man in Simbabwe angehalten wird von der Polizei, und das wurden wir 14 Mal (in zwei Tagen), dann muss man einen Feuerlöscher, eine Warnweste und zwei beidseitig reflektierende Warndreiecke aus Metall vorzeigen. Wenn man die Sachen nicht dabei hat, muss man viel Strafe zahlen. Deshalb mussten wir uns vor dem Urlaub noch für viel Geld die o.g. Sachen für jedes Auto kaufen.

Nach sieben Stunden an der Grenze, konnten wir dann das Tor endlich überqueren. Fertig mit den Nerven, mussten wir anschließend noch vier Stunden im Dunkeln durch Simbabwe nach Bulawayo, eine der größten Städte in Simbabwe, fahren. Der Sonnenuntergang hat uns ein wenig getröstet und wir hatten plötzlich das Gefühl wirklich in Afrika angekommen zu sein. Netterweise hatte der Lodge-Besitzer uns einen Rabatt gegeben und wir konnten in den gemütlichen warmen Dorm schlafen.


Am nächsten Morgen ging es Richtung Victoria Falls. Wieder durch acht Polizeikontrollen, aber wir sind zum Glück überall gut durchgekommen. Auf dem Weg aus Bulawayo raus, haben wir einen kurzen Stopp bei einem UNESCO-Kulturerbe gemacht, den Khami Ruinen. Die alte verlassene Stadt wurde damals von den Urvölkern in Simbabwe erbaut und sind heute noch gut erhalten. Weiter ging es zu den Victoria Falls im Norden Simbabwes. Auf dem Weg haben wir an einem kleinen Dorf direkt am Straßenrand angehalten, wo Einheimische selbstgemachte Skulpturen aus Holz und Stein verkauften. Jeder von uns hat bei den günstigen Preisen zugeschlagen.

Abends sind wir dann in dem Ort kurz vor den Victoria Falls in unserem Backpacker angekommen.

Den Tag darauf haben wir uns die Victoria Falls auf der simbabwischen Seite angeschaut. Es war wirklich schöner als ich es mir vorgestellt habe. Man war gefühlte 50 Meter von den riesigen Wassermassen entfernt und man wurde auch ordentlich nass durch den Sprühnebel.

An dem Sonntag sind wir dann für einen Tag zu Fuß nach Sambia gewandert, um noch einmal die Victoria Wasserfälle von der anderen Seite zu sehen und es hat sich definitiv gelohnt! Man war noch näher und wurde noch nasser! 
Anschließend sind wir mit einem Local Taxi für umgerechnet 50 Cent in die nächstgrößere Stadt, Livingstone, gefahren. Durch einen Tipp einer deutschen Freiwilligen vom ASC, die wir bei der Grenze getroffen haben, sind wir zu einem afrikanischen einheimischen Markt gefahren. Der Maramba Markt war riesig und die Auswahl an Lebensmittel und Haushaltswaren war riesig. Von toten Fischen bis hin zu wunderschönen afrikanischen Stoffen war alles dabei.

Kurz vor der Grenze, als wir grade unsere sambische Währung wieder in US-Dollar tauschten, schnappte ein Affe die Einkaufstüten von Rosa und lief weg. Zuerst hatte Rosa die Befürchtung ihr Reisepass wäre in der Tüte, deshalb sind wir hinter dem Affen hinterher gelaufen. Er hat sich mit der Tüte auf ein Toilettenhäuschen gesetzt und dort die Tüte bis aufs Kleinste auseinander genommen. Die Schokoriegel hat er sich rein gestopft und die Rosas Tücher und Schuhe hat er anschließend auf dem Dach liegen lassen. Felix konnte dann, als der Affe weg war, aufs Dach klettern und die Sachen vom Dach holen. Ein sehr witziges Erlebnis und ein schöner Abschluss des Tages.

Dann ging es über die Grenze nach Botsuana. In Botsuana trifft man dann auch einmal auf Elefanten auf der Hauptstraße:

In Kasane, unsere erste Station in Botsuana, haben wir eine Sonnenunterganges-Safari im Chobe Nationalpark gemacht. Es war wirklich traumhaft schön bei dem Sonnenuntergang die Tiere zu beobachten. Wir haben sogar in den drei Stunden Löwen und auch einen Leoparden gesehen, was sehr selten ist. Am Abend haben wir dann noch auf offenem Feuer gekocht und uns mit einigen Locals unterhalten. Der Nationalpark war eines meiner Highlights auf dem Roadtrip.

Nächster Halt war Nata, eine Stadt in Botsuana, die bekannt für die naheliegenden Salzpfannen ist. Das sind riesige ausgetrocknete Flussbetten, die eine wunderschöne flache und artenreiche Landschaft ergeben. Wir haben uns mit unseren kleinen Autos gut geschlagen und sind nicht in dem sandigen Gebiet stecken geblieben! Nach dem wunderschönen Sonnenuntergang mit Flamingos und Co. haben wir dann auf dem Zeltplatz gegrillt.


Nächster Tag: Planet Baobab, ein kleiner Stopp zum Entspannen und endlich mal ein Tag ohne viel Auto fahren. Einen Tag nur am Pool sitzen und Gesellschaftsspiele spielen. 
Darauf den Tag sind wir wieder früh morgens los zum weltbekannten Okavango-Delta, ein Flussdelta, dass sich durch die hohe Artenvielfalt und schöne Natur auszeichnet.

Nach der dreistündigen Fahrt zum Delta haben wir uns für eine Bootstour angemeldet. Wir sind dann auf dem Delta lang gefahren und konnten links und rechts schöne Vögeln, traditionelle Fischer und Krokodile beobachten. Leider ging die Bootstour nicht in den Nationalpark, sondern nur bis zum Tor, was ein wenig schade war. Allerdings konnten wir vor dem Tor zum Park bereits einen Elefanten im Wasser baden sehen.

Dann ging es auch schon wieder auf den Rückweg nach Pretoria. In Pretoria sind wir in eine der größten Einkaufsmalls Afrikas gegangen. Und es war wirklich unglaublich wie riesig die Mall war und welche Auswahl an Geschäften es gab.

Leider wurde dann am letzten Abend meine Kreditkarte geklaut.

Da ich kaum Bargeld hatte, musste ich noch Geld abheben. Vor dem Automaten habe ich mich zunächst gewundert, denn er hatte etwas Komisches angezeigt. Direkt kam ein Mann zu mir und wollte mir helfen. Ich hatte meine Karte in der Hand. Er kam und zog die Karte weg und tat so, als würde er die Karte in den Automaten stecken und zog sie währenddessen wieder heraus. Da das alles so schnell ging, konnte ich nicht reagieren, und weg war sie dann. Letztendlich war es okay für mich, da ich sowieso bald wieder in Deutschland war. Trotzdem sehr ärgerlich. Wenigstens sind wir die Feuerlöscher am Flughafen wieder losgeworden! ;-)

Das war unser Roadtrip und es war eine wirklich tolle Zeit mit all meinen Freunden. Wem das Lesen Spaß gemacht hat und sich auf ein paar mehr Bilder freut, oder wer zu faul zum Lesen war, kann sich hier mein geschnittenes Video vom Roadtrip anschauen.



Nach der Landung haben die letzten Tage für mich in Coffee Bay begonnen. Wir waren oft im Kinderheim und haben noch einmal die letzten Stunden mit den Kindern genossen. Wir haben viel gebastelt, T-Shirts bemalt und einen großen Sleep-over gemacht.

Nun ja, dann war es Zeit „Tschüss“ zu sagen. Es war eine sehr emotionale Woche für uns alle. Jeder wusste, dass er irgendwann wieder kommen wird, aber das Leben vor Ort wird man nie wieder so miterleben dürfen, wie man es in diesem Jahr erlebt hat. Die Kinder werden sich ändern, groß werden und sich eventuell nicht an einen erinnern, wenn man wieder kommt. Es fiel uns nicht leicht, das alles zurückzulassen. Das Jahr war voller Erlebnisse und Emotionen, die für das ganze Leben bestehen bleiben werden. Wenn ich zurück blicke auf das Jahr, dann war es das beste Jahr meines Lebens und all das was ich erlebt habe hat mir geholfen, mich in jeder Hinsicht weiter zu entwickeln. Ich bereue nichts, was ich in diesem Jahr getan habe oder was ich erlebt habe. Selbst aus den negativen Erlebnissen kann man positive Sachen ziehen und Erfahrungen sammeln.

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei allen Spendern bedanken, die mir das Jahr ermöglicht haben. Ohne meine Spenden hätten wir wenig an unserer Schule verändern können, aber durch Euch konnten wir viel erreichen und ich denke, meine Schule ist uns dankbar für alles was wir tun konnten. Auch die Kinder sind dankbar für ihre wundervolle Zeit mit uns und ihre Zeit in East London.

Ohne meine Mitfreiwilligen wäre das Jahr nur halb so toll gewesen. Ihr gehört jetzt alle zu einer großen Familie. Ihr habt mich in dem Jahr super unterstützt und ich denke wir haben viel zusammen erreicht! 
Auch ein großes Dankeschön an meine Eltern, die mich ebenfalls in jedem Punkt unterstützt haben.


Nun bin ich wieder in Deutschland und, was soll ich sagen, es ist anders. Es hat sich nicht viel verändert seit dem ich weg war, aber Südafrika ist nunmal auch ein anderes Land. Ich freue mich wieder hier zu sein und es war toll, alle meine Freunde wieder zu treffen. Das deutsche Essen, die gute Infrastruktur usw. Lassen einen sich wieder zu Hause fühlen. Südafrika ist in dem Jahr eine zweite Heimat geworden und ich werde dieses Jahr nie vergessen.


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Kommentare: 1
  • #1

    Christiane Schweer (Dienstag, 01 August 2017 11:36)

    Lieber Leon,
    wir freuen uns alle, dass Du wieder heil zu Hause angekommen bist.
    Dein Block ist wunderbar und interessant gewesen.
    Wir wünschen Dir, dass dieses Jahr noch lange in nachwirkt. Nach Deinen Schilderungen sind wir davon überzeugt. Es war ein Erlebnis für Leben.
    Liebe Grüße
    Deine
    Steinhuder