So ist Südafrika!

Nutze ich doch einmal die Zeit um über dieses wundervolle Land, die offenen Menschen und auch meinem Leben hier vor Ort zu schreiben.

 

Fange ich am besten mit meiner Schule in Coffee Bay an. Die Junior Secondary School (J.S.S) ist gute 300 Meter von meinem Haus entfernt und man kann aus unserem Küchenfenster auf die 4 Gebäude und das Sportfeld blicken. Drei der Gebäude dienen als Klassenräume für Grade R bis Grade 7, der ältesten Klassenstufe. Die etwas kleinen Klassenräume reichen für die großen Klassen. Aber mehr auch nicht. Die Klassenräume, vor Allem die der jüngeren Klassen, sind voll mit Lernpostern an der Wand und Holzbänken.

Das Stuffroom ist ein leerer Raum mit ein paar Stühlen, einen Drucker und unseren Sportgeräten, sprich Bällen, Leibchen, Pilonen und Schlägern. Dort sitzen die Lehrer immer in den Pausen. Es gibt eine kleine Pause von 15 Minuten und eine große, die ca. eine Stunde dauert.

Die J.S.S hat aktuell 11 Lehrer beschäftigt welche 314 Schüler beschäftigen müssen. Meistens sind auch nur 5 Lehrer in der Schule, weshalb wir gut gebraucht werden. Die Lehrer sind super lieb und haben uns offen in ihre Gemeinschaft mit aufgenommen.

 

In einer südafrikanischen Schule ist es üblich eine Schuluniform zu tragen. Jede Schule hat ihre eigenen Farben. Bei uns tragen die Jungs einen graue Hose mit weißem Hemd und einen schwarzen Pullover. Die Mädels tragen einen karierten Rock und ebenfalls Hemd mit Pullover.

Der Unterricht in den verschiedene Klassen ist unterschiedlich aufgebaut. So lernen Grade R (Preschool) und Grade 1 noch spielerisch und musikalisch. Jedes Mal, wenn ich einen Blick in die Klassenräume werfe wird gesungen, getanzt, geklatscht. Keiner sitzt dabei auf seinem Stuhl. Die Tische sind an den Wänden gestapelt und so ähnelt der Klassenraum viel mehr einem Dancefloor!

Der Unterricht in den älteren Klassen ist mit dem Unterricht den ich aus Deutschland gewohnt bin zu vergleichen.

 

Es gibt für die Schüler keine extra Sportstunden. Vielmehr greifen wir die Schüler bei den Life Orientation und Life Skills Stunden ab und gehen mit ihnen auf den Sportplatz. Wir richten uns dabei nach unseren Stundenplan:

Das Sportfeld besteht aus von Ziegen und Kühen abgefressenen Gras und zwei klapprigen Holztoren ohne Netz. Der Platz ist leicht abfällig und deswegen muss fairer Weise beim Match immer die Seite gewechselt werden. Noch unfairer gestaltet sich das beim Volleyballfeld, wo einige Schüler schon über das Netz gucken können, wenn sie auf der oberen Seite stehen.

 

Wie ist Coffee Bay eigentlich? Nun ja, wie soll ich's sagen. Einfach schön! Coffee Bay ist eine recht kleine Gemeinde an Locals. Man trifft auf den wenigen Straßen meist Einheimische und Freunde. Geht man jedoch in die Backpackers, wird man überrollt von Touristen aus der ganzen Welt. Menschen aus Amerika, Asien und Europa kommen in das kleine Dorf Coffee Bay um Urlaub zu machen. Kein Wunder das man auch Deutsche einmal trifft. Zufall jedoch das ich drei Leute aus Göttingen getroffen habe, die 2015 ihr Abitur gemacht haben.

Man kann in Coffee Bay in dem Bomvu River Store das nötigste einkaufen, wie neue Zahnpasta, Öl oder auch Toast. Frische Sachen, wie Gemüse und Obst kaufen wir jedoch im Ngcwanguba-Store, der ca. 20 Minuten mit dem Auto entfernt liegt. Wundert euch nicht über die komische Schreibweise: das ist Xhosa, ihr Lieben!

Der Ngcwanguba-Store ähnelt vielmehr einem großen Baumarkt mit hohen Regalen und riesen Paketen an Essen. Reis kann man beispielsweise Minimum in 5 Kilo-Paketen kaufen. Viele südafrikanischen Mamas tragen 20 Kilo-Säcke freihändig mehrere Kilometer auf ihrem Kopf durch die Landschaft zu ihrem Haus. Chapeau!

 

Im Store kriegt man alles mögliche, jedoch ist die Auswahl begrenzt. Parmesan, Tiefkühlpizza oder Nutella muss leider in East London gekauft werden, was für uns vier aber kein Problem ist. Im Ngcwanguba-Store gibt es auch einen Bereich für Hardware, Clothing und eine Bäckerei. Wenn der Tank vom Auto mal leer ist, können wir dort auch tanken, was viel mehr heißt, dass die Angestellten das für uns übernehmen. Man muss also nicht viel mehr machen als zu bezahlen. Was für ein Service!

 

Die Menschen in der Transkei leben von dem Nötigsten. Sie versorgen sich und ihre Kinder mit ihren eigene Tieren, wie Schafen, Kühen und Schweinen. Oft leben nur die Frauen hier in Coffee Bay, denn die Männer arbeiten in der Stadt und sorgen für der Einkommen. Selten leben die Familien nicht in einem Rondell, wie wir. Als wir einmal mit den Schulkindern nach Hause gegangen sind, konnten wir sehen, wie die Kinder leben. Dagegen ist unser Rondell Luxus!

 

Das Alles lässt einen schon sehr oft darüber nachdenken, dass man auch mit dem nötigstem im Leben zurecht kommt. Als am Anfang der Strom bei uns ausfiel zündeten wir Kerzen an. Jetzt machen wir bewusst das Licht aus, um Kerzen anmachen zu können und Strom zu sparen.

 

Xhosa entwickelt sich in letzter Zeit von meinem Feind zu meinem Freund. Mittlerweile spreche ich mehr Wörter, als ich es am Anfang erwartet habe. Wenn die Kinder untereinander reden verstehe ich Bruchteile und die Lehrer kann man zum Lachen bringen, wenn man sie auf Xhosa begrüßt.

Hier für euch ein kleiner Exkurs in die Sprache der Xhosa-People:

 

Molo - Hallo

Kunjani - Wie geht's?

Ndiphilile, enkos - Gut, danke

Baleka - Lauf

Thulani - Hört zu

Mamelani - Seid leise

Buya - komm

Umlilo - Feuer (Brennball)

Uyaphi? - Wohin gehst du?

Wenzani? - Was machst du?

 

Schade ist, dass man nur Bruchteile und Wörter kennt. Die Grammatik ist zwar eine Herausforderung, würde mich aber sehr interessieren und voran bringen!

 

Mein Alltag ist außerhalb der Schule sehr entspannt. Hier in Coffee Bay lässt es sich nun mal gut leben und so ist ein kurzer Abstecher zu dem Strand in einer Freistunde an heißen Tagen Pflicht.

Leider sind wir immer noch nicht dazu gekommen Surfstunden zu nehmen und so gurken wir nur auf unserem eigenen Surfboard über die kleinen Wellen.

 

Im letzten Monat ist dennoch viel passiert.

 

Wie immer, weiß ich nicht wo ich anfangen soll. Starten wir mit dem Heritage-Day: Der sogenannte nationale Braii-Tag für Xhosa-People. Wir wurden vorgewarnt es würde voll in Coffee Bay werden, aber Das, was wir an dem Samstag erlebten hatte ich nicht erwartet. Die Straßen platzen fast vor Menschenmassen. Rechts, links, oben unten. Überall Menschen mit Bier und Lust zum Feiern. Die Taxis parkten auf Hängen, schmissen ihre Autoboxen an und veranstalteten Laser-Shows vom feinsten. Auch wir haben uns mit unseren Local-Freunden getroffen, gegrillt und es eher ruhig angehen lassen.

Am 02. und 03. Oktober feierten wir dann Matthes und Johannas Geburtstag. Alle Freiwilligen aus East London, Jeffreys Bay, einer aus PE und einer aus PA besuchten uns in Coffee Bay zu diesem Anlass. Da Schulferien waren hatten wir also für eine Woche ein volles Haus!

Nun ja, wie soll ich anfangen: Jetzt waren zwar alle Freiwilligen da, nur der Autoschlüssel war am Sonntag morgen nicht aufzufinden. Als wir auf die Idee kamen er könnte im Auto stecken, viel uns auf das unser Auto ebenfalls weg war. Geklaut.
Also haben wir ganz Coffee Bay nach unserem Auto abgesucht und es schließlich im Graben am Straßenrand gefunden. Türen waren auf, Schlüssel steckte.
Wir waren zuerst froh, dass wir das Auto wieder hatten, aber dann stellte sich die Herausforderung das ganze Teil aus dem Graben rauszubekommen. Immer wieder rätselten wir darüber, wie das überhaupt so dahin gekommen sein konnte, denn nach einem „Unfall“ sah es nicht aus.

Wir haben die Polizei geholt und anschließend kam dann auch der Abschlepper mit seiner Seilwinde und zog das ganze Teil raus.
Auf den ersten Blick sah alles gut aus und das Auto fuhr wie vorher, also machten wir uns wie geplant auf den Weg zum Hole in the Wall. Dort aßen wir dann mit allen im Hole in the Wall Hotel. Wir hatten eigentlich noch vor, die eigentliche Attraktion, das „Loch in dem Fels“ zu besichtigen. Es regnete leider in Strömen. Ein paar Freiwillige, mir eingeschlossen, haben sich dennoch entschieden bei Regen die ca. 1 km lange Strecke zu laufen. Leider wurden wir von dem Blick enttäuscht, da man keine 30 Meter mehr weit sehen konnte. Also wieder zurück gesprintet. Alles umsonst.
Da wir so viele Leute waren, mussten wir mit zwei Autos fahren. Wir teilten uns gleichmäßig auf. Als wir das Hotel verlassen hatten, sah ich nur aus dem Augenwinkel, wie der Bakkie, der heute morgen noch im Graben lag, falsch abgebogen war. Ich dachte mir nicht viel dabei, denn einige in dem Bakkie kannten den Weg und würden sicher umdrehen, wenn sie sehen, dass sie falsch fahren.
Zuhause angekommen bekamen wir dann einen Anruf von einem aus dem Auto: Das Auto hatte kein Benzin mehr und ist liegen geblieben. Nur zur Erinnerung: es regnete immer noch in Strömen!

So mussten Jobst und ich also mit zwei Autos zu den Anderen fahren. Den Bakkie hatten wir dann mit aller Kunst des Abschleppen ins Tal bekommen. Wir beschlossen, dass Auto an der Polizei-Station stehen zu lassen. Die Polizei hat vielleicht dumm geguckt. Erst haben sie das Auto morgens aus dem Graben gezogen und jetzt steht es bei ihnen auf dem Parkplatz, ohne Benzin.

 

Am Mittwoch morgen machten sich alle Volunteers auf de lange Wanderung nach Bulungula. Die Wanderung dauert 8 Stunden und lässt sich super in zwei Etappen einteilen. Wir vier blieben hier, denn am Donnerstag haben wir Rachel, eine Italienerin, die für 10 Monate im Kinderheim arbeiten wird, begrüßt.

 

Nachdem wir uns gefühlt 10 Mal verfahren hatten, erreichten wir endlich Bulungula. Dort wurde uns von Brett mitgeteilt, wir sollen unseren Bakkie undbedingt in East London nach Schäden checken lassen. Also sind wir am Samstag dann nach East London gefahren und verbrachten eine Woche damit, auf das Auto zu warten, welches in der Werkstatt stand. So hatten wir die Möglichkeit, die Projekte unserer Freunde in East London zu sehen. Zu einigen Schulen gibt es riesige Unterschiede zu Coffee Bay. Ich würde allerdings nie etwas gegen Das eintauschen, was ich in Coffee Bay alles erlebe!

 

Es wird wärmer! Der Sommer kommt. Also stehen in zwei Wochen die ersten Schwimmstunden im Mapuzi-River an. Dort werden wir den Kindern von Grade 4 bis 6 das Schwimmen beibringen. Der Spaß steht dabei natürlich im Vordergrund!

 

Auch laufen ab jetzt die Planungen für das erste große Turnier in East London an der A.W. Barnes. Auf den Sportfeldern werden wir Anfang Dezember mit zwei/drei Teams aus Coffee Bay gegen die anderen Freiwilligen-Teams antreten – und siegen, so viel sei veraten!

 

Wir, und vor Allem die Kinder sind schon sehr aufgeregt und ab jetzt wird härter trainiert.

 

Ich melde mich, wenn es etwas Neues gibt, bis dann!

 

Euer Leon

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Nicke (Donnerstag, 20 Oktober 2016 02:39)

    Kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue das zu lesen! Bin einfach nur sehr happy und froh dich zu kennen und von dir miterleben zu dürfen, was du dort erlebst! Alles klingt danach, dass es die richtige Entscheidung war diesen Schritt zu gehen!
    Wünsche dir weiterhin eine tolle Zeit und dass du weiter so reflektiert und bewunderndswert offen auf diese neuen Erfahrungen reagierst!
    LG Nicke